Wie ging unser Abenteuer in Australien nach Covid-19 weiter?

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von Die Weltenwanderer

Wir schrieben bereits einen Gastbeitrag über unsere Top Highlights in Adelaide. Damals konnten wir noch normal reisen und planten eine Umrundung Australiens innerhalb eines Jahres. Im Oktober 2019 fing unsere Reise an und naja, wir sind immer noch hier. In der Zwischenzeit hat Covid-19 das Leben auf der Welt verändert. Unsere Pläne wurden von der Pandemie ordentlich abgeräumt. Letztendlich standen wir ohne Plan, ohne Unterkunft und mit sehr viel Angst da. So ging unser Abenteuer nach dem Ausbruch von Covid-19 weiter…

Der Anfang der Pandemie

Im März 2019 fing für uns alles an. Zu diesem Zeitpunkt waren wir in Perth. Dort hatten wir ein Housesitting für einen Monat verabredet. Bei einem Housesitting passen wir auf das Haus und die Haustiere der Besitzer auf. So sichern wir uns auf unseren Reisen ziemlich gute Unterkünfte in Großstädten wie Perth. Die Besitzer des Hauses wollten nach England fliegen, um ihre Familie zu besuchen. Das Virus kam wie eine Schneekugel ins Rollen. Nahezu täglich steigerten sich die Ereignisse. Am Anfang fühlte es sich an, wie eine Kleinigkeit. So rechneten wir nicht wirklich damit, dass Corona irgendwelche Auswirkungen auf uns haben würde. Doch schnell wurde uns das Gegenteil aufgezeigt. Von jetzt auf gleich waren die Supermärkte leergeräumt, online vermehrten sich die Nachrichten von steigenden Fallzahlen in Australien und schließlich wurden die Landesgrenzen dicht gemacht. Für uns passierte alles schneller, als wir es realisieren konnten. Aber es wurde noch schlimmer.

Kurze Zeit später erhielten wir die Nachricht, dass das Housesitting nicht stattfinden würde. Um uns herum kam so viel ins Rollen und wir waren überfordert. Mit jedem neuen Hindernis wurden all unsere Pläne über den Haufen geworfen. Dennoch kämpften wir dagegen an und so entwickelten wir immer neue Ideen, um alle Probleme zu lösen. Am Ende jedoch half alles nichts. Die Bundesstaaten wurden dicht gemacht und man durften nicht einmal mehr zwischen einzelnen Regionen reisen. Wir saßen ohne Unterkunft in Perth fest und der Lockdown kündigte sich an.

Zwischenzeitlich lebten wir am Strand

Lockdown

Am 28. März war der Hochpunkt der ersten Welle erreicht. An diesem Tag gab es 464 neue Corona Fälle in Australien, ein erster Rekordwert. Zu dieser Zeit suchten wir panisch nach einer günstigen Unterkunft. Nach einigen Wochen des Umherirrens fand sich die Lösung, welche ein Wendepunkt war. Die Hausbesitzer von dem abgesagten Housesitting boten uns ihr Gästezimmer gegen eine kleine Miete an. Das Gästezimmer konnte man als kleine Wohnung nutzen. Dies war unsere Rettung, denn andere Optionen konnten wir uns nicht leisten oder waren nicht geeignet für den Lockdown. Wir sind dieser Familie unglaublich dankbar, weil sie für uns da waren, als wir auf uns allein gestellt waren.

Kurze Zeit später ging es uns besser. In der Wohnung fühlten wir uns sicher und geborgen. In den vergangenen Wochen lagen unsere Nerven komplett blank. Zum richtigen Zeitpunkt entspannte sich unsere persönliche Lage. Währenddessen kam das Leben um uns herum zum vollständigen Stillstand. Reisen waren nicht mehr möglich, man durfte sich nur mit einer beschränkten Anzahl an Personen treffen und alle Freizeitaktivitäten wurden dicht gemacht. Doch genau dies war der Moment, wo wir unser Glück selbst in die Hände nahmen. Wir wollten nicht, dass es eine Zeit im Leben gibt, die wir bereuen würden. Folglich wurden wir kreativ im Rahmen unserer Möglichkeiten. So hatten wir eine fantastische Zeit, wo wir Projekte verfolgten, Spiele spielten und viel in die Natur gingen. Nur die ungewisse Zukunft hatte einen schlechten Beigeschmack. Mit viel Spaß und Hoffnung auf Besserung kamen wir durch die erste Coronawelle.

Neue Ziele, neue Hoffnungen

Eines Morgens kam plötzlich, auf dem Weg zum Einkaufen, die Idee aus dem Nichts. Wegen Corona drohte unsere Rundreise zu platzen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir weder den Uluru noch das Great Berrier Reef gesehen. Für uns war es zu früh, um diese Träume aufzugeben. Folglich kam uns der Gedanke, drei Monate auf einer Farm zu arbeiten, um uns für ein weiteres Visum zu qualifizieren. Erst belächelten wir die Idee, doch der Gedanke wollte uns nicht mehr loslassen. Leider war die Jobsituation ziemlich ungünstig, denn zahlreiche Australier hatten wegen des Lockdowns ihren Job verloren. Also sollte die Jobsuche über unsere Zukunft in Australien entscheiden. Zunächst fanden wir nur einen Job, um unsere Finanzen zu sanieren. Der Job auf einer Avocadofarm war ein kompletter Reinfall für uns. Doch kurze Zeit später hatten wir ein Angebot für einen Job auf einer Milchfarm. Diese lag in der Margaret River Region. Nach einer Besichtigung entschieden wir uns dafür und plötzlich standen wir einer ganz neuen Situation gegenüber.

Der neue Job machte uns Angst und Hoffnung zugleich. Nach der frischen und ziemlich schlechten Erfahrung auf der Avocadofarm, fürchteten wir das nächste Desaster. Jedoch überwog die Hoffnung auf eine Weiterreise. Wir waren einfach noch nicht fertig in Australien.

Stufenplan mit Corona

Zwischen den Jobs gab es auch eine neue Entwicklung. Die australische Regierung veröffentlichte einen drei Stufen Plan. Dieser beinhaltete einen Plan wie die Staaten stückweise zurück zur Normalität kommen könnten. Uns beeindruckte der Umgang mit dem Virus sehr. Australien war sehr streng und die Pläne wurden konsequent umgesetzt. Dabei konnte jeder Bundesstaat selbst entscheiden, wie manche Sachen umgesetzt wurden und ob man bereit war in die nächste Stufe zu gehen. Je höher die Stufe war, desto mehr Freiheiten bekamen die Leute in den jeweiligen Bundesstaat. So wurde Corona strukturiert und mit einer klaren Übersicht für alle bekämpft.

Farm Chaos

Drei Monate Arbeit für ein weiteres Jahr in Australien. Dies war unsere Aufgabe. Zunächst starteten wir recht optimistisch in die Arbeit. Wir lernten, wie man Kühe melkt und wir gewöhnten uns an unsere eher bescheidene Unterkunft. Jedoch blieb es nicht lange friedlich. Zunächst fing es an mit einem chaotischen Arbeitsplan, wenn man dies so nennen kann. Am Abend bekamen wir eine Nachricht mit der Information, wer am nächsten Morgen um 3:45 melken sollte. Das führte dazu, dass wir abends geweckt wurden, weil spontan entschieden wurde, dass wir am nächsten Morgen arbeiten sollten.

Unsere Chefin hatte einige persönliche Probleme. Folglich ging alles drunter und drüber. Uns wurde willkürlich mit einer Kündigung gedroht, die Chefin ließ sich für einen Monat nicht blicken und am Ende verließ sie die Farm. Einen Monat wurde die Farm von Backpackern geführt. Entscheidungen bezüglich Medikamente und Weiden für die Kühe mussten getroffen werden. Nachdem die Managerin weg war, brannte es an jeder Ecke. Das Übergangsmanagment und wir mussten dafür blechen. Bis zu 17 Stunden arbeiteten wir an einem Tag, weil vieles kaputt war und es keinerlei Ordnung gab. Zur Krönung wurde Jenny, zwei Wochen vor Ende, krank. Sogar ins Krankenhaus mussten wir fahren. Leider fehlten ihr die Stunden für das Visum. Dementsprechend arbeitete sie krank weiter bis zum Ende, wo sie kaum noch stehen konnte. Insgesamt war dies eine fürchterliche Zeit. Sowohl die Mitarbeiter, als auch die Kühe litten unter dieser Farm. Dennoch schafften wir es mit viel Kampf und Hartnäckigkeit. Wir sicherten uns unseren Verbleib.

Zweite Coronawelle

Während unserer drei Monate auf der Farm, gab es auch einen kleinen Schock. Seitdem Australien das Virus gut im Griff hatte, dachten wir nicht mehr all zu viel darüber nach. Doch im Juli kam es von jetzt auf gleich zurück. In Melbourne explodierten die Neuinfektionen, für australische Verhältnisse, schlagartig. Dies betraf uns von der Lage nicht direkt, aber dennoch war es gruselig zu sehen, wie schnell Corona wieder ein Thema werden kann, selbst wenn es sich sicher anfühlt. Am 5. August gab es den neuen Höchstwert der Neuinfektionen. An einem Tag infizierten sich 698 Menschen mit dem Virus. Bis heute ist das der höchste Wert in Australien.

Fast so schnell wie die Welle kam, ging sie auch schon wieder. Innerhalb von zwei bis drei Monaten bekam Australien die Situation in den Griff. Am 1. Oktober gab es nur noch 17 Neuinfektionen. Ein sehr harter Lockdown legte in Melbourne das Leben auf Eis, aber die Maßnahmen wirkten sehr effektiv.

Genesung und erste Fortschritte

Nachdem wir die drei Monate auf der Farm überstanden hatten, konnten wir zurück in die selbe Wohnung wie vorher. Die Hausbesitzer sagten uns auch, dass wir so lange bleiben könnten wie wir wollten. Allein das war einfach unglaublich. Für uns wurde das ein Zuhause in Australien, welches wir auch dringend brauchten. Die Arbeit hatte wegen der Erkrankung schlimme Folgen für Jenny. Sie blieb krank und die Genesung dauerte einen Monat. Dieser Monat war kein leichter, aber wir waren an einem Ort, wo wir uns wohlfühlten. So schnell wie es ging fingen wir an unsere Weiterreise zu planen. Nach Monaten der Ungewissheit war das eine Befreiung von der Angst, dass Corona unsere Reise beenden würde.

Inzwischen hatte Australien die Situation im Griff. Innerhalb der Bundesstaaten durfte man reisen und zwischen den Bundesstaaten gab es Bedingungen, die sich den Coronazahlen anpassten. Für manche Bundesstaaten brauchtest du 14 Tage Quarantäne und für andere einen Antrag, wo deine bisherige Reiseroute verzeichnet war. Australien war sehr stark in der Krise und so konnten wir mit den Planungen starten.

Weiterreise

Sieben Monate sind vergangen bis wir endlich weiterreisen konnten. Der Abschied von unserem australischem Zuhause viel uns schwer, doch nur wenige Stunden später, packte uns wieder das Reisefieber. Das Leben im Auto hat einfach einen besonderen Charme. Vielleicht ist es nicht sehr bequem oder luxuriös, aber es hat unglaublich viel Lebensqualität. Vom ständigen draußen sein bis hin zu allen neuen Orten, die man sieht, wir lieben das Reisen einfach.

Unsere Reise ging in den warmen Norden. Wir ließen Perth zurück und entdeckten die berühmte Westküste. Von Perth bis Exmouth sahen wir die Pinnacles, den Kalbarri Nationalpark, Shark Bay und das Ningaloo Reef. Ein Naturwunder kam nach dem Nächsten. Zwei Wochen an der Westküste reichten, um unsere Seelen nach sehr harten Monaten wieder glücklich zu machen. In dieser kurzen Zeit sammelten wir mehr Erinnerungen als in vielen Jahren unseres Lebens. Im Nordosten am Ningaloo Reef gab es die Krönung: Eine Schnorcheltour im Reef. Dort konnten wir eine bunte Unterwasserwelt bestaunen. Unser persönliches Highlight war das Schwimmen mit Schildkröten.

Nächster Kurswechsel

Viele unserer Ideen für die Zukunft fallen einfach vom Himmel. An einem Tag fuhren wir zum Billabong Roadhouse, um dort zu übernachten. Da wir recht früh dran waren, machten wir uns auf einem Parkplatz im Schatten breit. Die Hitze und die leere des Ortes hatten eine besondere Atmosphäre. Dazu kam, dass ein Mann uns Eiswürfel schenkte, weil er zu viele gekauft hatte. Die Eiswürfel nutzen wir um Getränke zu kühlen und um sie im Mund schmelzen zu lassen.

Nun saßen wir dort, irgendwo im Nirgendwo und genossen unsere Zeit. Zufällig sahen wir eine Aupairanzeige im Internet und die Gedanken kamen ins Rollen. Durch Corona hatte sich unsere Reisezeit sehr verschoben. Folglich wären wir im Sommer in den Norden gefahren. Jedoch ist im Sommer die Regenzeit in den tropischen Gebieten Australiens. Dementsprechend regnet es, Zyklone entwickeln sich und die Luftfeuchtigkeit ist extrem. Unsere Idee war es den Sommer in einem Haus bei einer Familie zu verbringen und danach bei besserem Wetter weiter zu ziehen. Innerhalb von kürzester Zeit organisierten wir uns einen Aupairjob. Und so bahnte sich ein ein neues Abenteuer für uns an.

Schwieriger Anfang als Aupair

Je länger wir über unsere Aupair Idee nachdachten, desto besser gefiel sie uns. Immerhin hatten wir die Chance Weihnachten mit einer Familie zu feiern. Unser erstes Weihnachten in Australien war zwar ziemlich spektakulär, aber wir hatten recht viel Heimweh an diesem Tag. Auch konnten wir ein wenig Zeit gewinnen, weil Corona sich gegen Ende des Jahres ziemlich unberechenbar in Australien gestaltete. Mit neuen Fällen wurden die Reisebeschränkungen zwischen den Grenzen täglich verändert. Manche Reisende wurden nachverfolgt und mussten, wenn sie an einem Ort waren, wo Covid ausbrach, tausende Kilometer für einen Covidtest fahren. Diesen Stress wollten wir uns nicht an tun, doch bei der Ankunft bei der Aupairfamilie erwartete uns schon das nächste Chaos.

Im letzten Moment entschied sich unsere Aupairfamilie für ein anderes Aupair, welches eine längere Dauer des Jobs anbieten konnte. Freundlicherweise halfen sie uns einen anderen Job in der Stadt zu finden. Da wir in Port Hedland, einer Minenstadt, waren, gestaltete sich die Suche nicht wirklich schwierig. Die meisten Aupairs bevorzugen Großstädte. Doch kurz nachdem wir den nächsten Job zugesagt hatten, kam die erste Familie und fragte, ob wir doch bei ihnen arbeiten könnten. Sowohl die Familie, als auch das Aupair wurden von einer Vermittlungsfirma betrogen. Am Ende landeten wir bei zwei Aupairjobs.

Anfangs brauchte es eine Weile bis alles ins Rollen kam. Die größten Schwierigkeiten lagen darin Einigkeit zwischen zwei Familien über alle Konditionen zu kriegen. Nachdem alles geklärt war, lief es recht gut. Morgens die Kinder fertig machen und zur Schule bringen, nachmittags Hausaufgaben, spielen und Essen kochen. Die Väter der Familien arbeiteten in fünf- bis achttägigen Schichten und hatten dann bis zu einer Woche frei. Dementsprechend hatten wir genug Freizeit, um die Stadt zu erkunden und Trips wie zum Karinjini Nationalpark oder nach Broome zu machen. Weihnachten wurde dann zu unserem Highlight, weil wir zwei Familien hatten, um diese besondere Zeit zu feiern. In diesem Jahr hatten wir richtig große Weihnachtsstimmung. Nach Weihnachten wurden wir sogar mit in den Urlaub genommen. Trotz des holprigen Startes war es bis dort hin eine tolle Zeit.

Das Ende unserer Aupairzeit

Im neuen Jahr stand unser letzter Monat als Aupairs an. Dieser hatte es ziemlich in sich, weil die Kinder Sommerferien hatten und unsere Arbeitstage länger wurden. Langsam wurde uns klar, dass uns zwei Monate gereicht hätten, um die Erfahrungen zu machen, die wir wollten. In der Umgebung hatten wir alles gesehen und kleinere Konflikte mit den Eltern der Familien taten sich auf. Immerhin bekamen die Eltern in den Jahren zuvor Aupairs aus dem Ausland, welche meistens gerade erst von Zuhause ausgezogen sind. Bei den Familien lernen die Aupairs vieles und die Familien können sie teilweise nach ihren Wünschen formen. Wir jedoch hatten schon vieles beim Reisen rausgefunden und hatten viele Einstellungen und Ideen, die nicht mit den Familien übereinstimmten. Am Ende des dritten Monats ging dieser Job vorbei und wahrscheinlich waren beide Seiten recht zufrieden damit. Dennoch war es eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Insbesondere die Kinder hatten uns sehr viel Freude in dieser Zeit gemacht.

Unser nächstes Ziel wurde schon während unseres Jobs in Port Hedland geplant. Erneut wollten wir arbeiten gehen, erneut auf einer Milchfarm und erneut für das nächste Visum. Irgendwie ließ uns Australien nicht los und wir hatten das Gefühl, dass wir mehr Zeit brauchen würden, um unser Abenteuer zu Ende zu bringen. Bei der Jobsuche wurden wir von einer Familienfarm angeschrieben. Eigentlich wollten wir nicht mehr auf einer Milchfarm arbeiten, da uns das Leid der Tiere bei der ersten Farm sehr getroffen hatte. Doch von Anfang an bekamen wir das Gefühl, dass diese Farm anders sein würde. Wie so oft hörten wir auf unser Gefühl und entschieden uns dafür. Immerhin hatten wir dieses Mal weniger Zeitdruck und könnten dementsprechend die Farm verlassen, falls es nötig wäre. Zwei Haken hatte das ganze Vorhaben jedoch. Zum einen müssten wir ganze sechs Monate arbeiten und zum anderen lag die Farm knapp 5000 Kilometer von uns entfernt. Auf die sechs Monate stellten wir uns positiv ein und den Weg nahmen wir in Kauf. So ging es zur nächsten Station.

Reisestrapazen

Das Ziel Cobram (drei Stunden nördlich von Melbourne) wollten wir inerhalb von zwei Wochen erreichen. Vom Nordwesten in den Südosten. Unsere perfekte Reiseroute, weiter Richtung Norden und dann quer durchs Land, mit einem Stopp am Uluru, fiel kurz vor der Abfahrt ins Wasser. Potentiell zwei Zyklone verhinderten unsere Wunschroute. Etwas enttäuscht arbeiteten wir Plan B aus. Der Alternativplan führte uns zurück nach Perth, wo wir die Familie besuchen wollten, welche uns über Monate aufgenommen hatte. Von dort aus wollten wir mit einigen Haltepunkten in Nationalparks und Orten, die wir beim ersten Mal übersehen hatten, ungefähr die gleiche Route, über den Süden, nach Victoria nehmen. Mit diesem Plan brachen wir auf.

Schon während der ersten Stunden waren wir relativ angespannt. Denn unser Auto war komplett überladen und wir wussten schon vor der Fahrt, dass dies der letzte große Roadtrip mit dem Auto wird. Die Ängste wurden nicht gerade weniger, als wir abermals auf die Überladung hingewiesen wurden. Mit der Zeit legte sich die Angst und wir genossen es wieder auf der Straße zu sein. An dem Tag, wo wir in Perth ankommen sollten, gab es die nächste böse Überraschung. Corona meldete sich zurück. Wir bekamen, irgendwo im Outback, die Nachricht, dass Perth im Lockdown sei. Dies war Glück im Unglück. Auf der einen Seite waren wir traurig, dass der Besuch ins Wasser fiel, aber auf der anderen Seite verpassten wir einen Corona Hotspot um einige Stunden. Wären wir dort gewesen, wäre die Einreise nach Victoria wahrscheinlich erstmal geplatzt. Leider wurde es dennoch schwieriger für uns, weil der Bundesstaat South Australia seine Grenzen gegenüber Western verschloss. Nachdem wir uns gesammelt hatten, machten wir einen neuen Plan. Als erstes stellten wir einen Antrag für eine Sondergenehmigung, damit die Durchreise möglich wäre. Danach fuhren wir auf dem schnellsten Weg zur Grenze. Ab da hieß es hoffen und warten.

Die Reise geht weiter

Während wir auf die Genehmigung warteten, machten wir noch einige Ausflüge. So schauten wir uns die Goldmienenstadt Kalgoorlie an und fuhren an die Küste zu der malerischen Stadt Esperence. Mit den Trips luden wir unsere Akkus wieder auf, was ziemlich nötig war nach tagelanger Fahrt und ständig schlechten Nachrichten. Wir überbrückten die Zeit bis zur Genehmigung. Letztendlich erhielten wir eine für eine Durchreise innerhalb von drei Tagen, ohne überflüssige Haltepunkte und selbstverständlich sollten wir einen Covid-Test machen. So ging die Fahrt weiter.

An der Grenze wurde uns von neuen Entwicklungen erzählt. Der Lockdown, welcher fünf Tage hielt, wurde beendet und Western Australia galt wieder als sicher. Folglich entfiel der Covid-Test für uns, jedoch blieb unsere Genehmigung nur für drei Tage bestehen. In den drei Tagen machten wir noch einen Abstecher an die Küste von South Australia und schließlich reisten wir nach Victoria ein. Die Bundesstaaten haben unterschiedliche Grenzanträge und unterschiedliche Systeme. In Victoria wurden wir nicht einmal überprüft. Endlich waren wir in dem Bundesstaat, wo wir arbeiten würden. Zum Ausklang einer nervenaufreibenden Fahrt fuhren wir zum Grampians Nationalpark, wo wir uns einen kleines Wanderabenteuer gönnten. Danach ging es auf die Farm zum nächsten Kapitel unserer Reise.

Neuer Bundesstaat, neue Farm

Auf der Farm angekommen, waren wir von unserer Unterkunft positiv überrascht. Obwohl es noch nicht möbliert war, war es ziemlich beeindruckend, dass wir ein großes Haus bekamen. Auf der letzten Farm lebten wir in einem undichten Container. Nach einigen Wochen der Einrichtung und der Einarbeitung fingen wir an uns hier wohl zu fühlen. Die Atmosphäre zwischen den Menschen auf der Farm ist einfach klasse. Vieles läuft hier besser und menschlicher ab. Immer wieder gibt es Kleinigkeiten, die wir bewältigen und sonst machen wir einfach immer weiter. So hatten wir schon Mäuse im Haus und einige arbeitsreiche Wochen. Die einzig größere Schwierigkeit ist unser Verhältnis zu dieser Arbeitsbranche. Hier bekamen wir immer mehr das Gefühl, dass wir zukünftig nicht mehr auf Tierfarmen arbeiten sollten. Dementsprechend hadern wir manchmal mit unserem Gewissen. Doch wahrscheinlich ist jede Station ein Teil unseres Weges.

Nicht nur die Farm brachte einige Umstellungen mit sich. Auch der Bundesstaat Victoria hatte einiges für uns parat. Als der Staat mit den meisten Coronafällen in Australien, gelten hier auch schärfere Regeln. Bis wir den Westen verließen, mussten wir nicht einmal eine Maske tragen. Dies änderte sich und so mussten wir uns an die Masken und einige Einschränkungen gewöhnen. Zusätzlich gab es auch in Victoria einen Lockdown kurz nach unserer Einreise. Einige Fälle mit dem mutierten Virus wurden in Melbourne festgestellt. Deshalb durfte der ganze Staat für eine Woche in den Lockdown. Die meiste Zeit des Lockdown mussten wir sowieso arbeiten, deswegen traf uns dies nicht all zu sehr.

Nach einigen Monaten entfiel die Maskenregel und andere Einschränkungen ebenfalls. Außerdem konnte Victoria feiern, dass sie über Wochen keine unkontrollierten Coronainfizierungen mehr hatten. Weiterhin gab es einige Staatsbürger, die zurück kamen, jedoch sofort in Quarantäne mussten.

Wie geht es weiter?

Jetzt, im Mai 2021, haben wir knapp drei Monate Farmarbeit fertig. Wir werden ungefähr bis zum ersten September bleiben und dann im Frühling unsere Reise wieder aufnehmen. In unserem dritten Jahr wollen wir alles sehen, was wir bisher nicht sehen konnten. Dafür kauften wir uns auch ein neues Auto, welches auch abseits von befestigten Straßen fahren kann. Viele Abenteuer wie der Uluru oder Tasmanien stehen uns bevor und unsere Freude ist riesig. Der Weg zur Weiterreise ist lang und steinig, aber haben schon so viel geschafft, dass wir auch noch alles andere schaffen werden, was auf uns zukommt. Vielleicht arbeiten wir auch nochmal, aber dann nicht fürs Visum und in einer Branche, die wir aussuchen. Was nach unserem dritten Jahr passiert bleibt offen. Es gibt einige spannende Optionen, jedoch ist alles von der Weltsituation abhängig. Wer weiß, vielleicht bleiben wir hier, gehen nach Neuseeland oder wenn alles passt zurück in die Heimat.

Insgesamt war diese Zeit sehr lehrreich für uns. Wir haben gelernt Zeit und viele Freiheiten wert zu schätzen. Die Welt ist in ständiger Bewegung und in jedem Moment kann sich alles verändern. Deswegen ist es für uns wichtig, dass wir Spaß haben, egal in welcher Situation wir sind. Selbst nach einem arbeitsreichen Tag auf der Farm, motivieren wir uns dazu aktiv zu sein. So gehen wir raus, spielen Spiele oder machen ganz verrückte Sachen wie Sockenvölkerball im Wohnzimmer. Jeder Moment ist es wert gelebt zu werden. Wir wissen nicht wie es weiter gehen wird, weil Pläne nur eine Grundidee sind. Mit all den Ereignissen, können Pläne kaum bestehen. Deswegen werden wir immer offen bleiben, um unsere Kursrichtung zu verändern. Und so wissen wir  nur, dass wir irgendwo sein werden, wo wir einfach unser Leben genießen werden.

~ Die Weltenwanderer

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