Wiebke aus Münster hat (noch) keinen eigenen Blog, aber dafür hat sie einiges zu erzählen von ihrer zweiwöchigen Reise nach und durch Kuba. Besonders die bunten Oldtimer auf Kubas Straßen haben es ihr angetan, am liebsten hätte sie einen ganzen Fuhrpark. Aber richtig stilecht ist man damit halt doch nur in Kuba unterwegs.
Inhaltsverzeichnis
Ein Abenteuer
Ich sitze auf der Rückbank eines alten, klapprigen Wagens, in dem es keine Gurte zum Anschnallen gibt (geschweige denn Kopfstützen). Die Piste ist von Schlaglöchern übersät und während der Fahrt halte ich die Tür zu. Vom heißen Asphalt trennen mich nur die Kraft meines rechten Arms und die Fahrkünste des Fahrers, der geübt die großen Schlaglöcher umfährt. Imke hält mich am linken Arm fest und ich erkläre ihr, wo sie im Falle eines Falles die Nummer meiner Auslandskrankenversicherung findet.
Es klingt nicht gerade nach einer stilvollen oder entspannten Oldtimer-Fahrt und das war es auch nicht. Und doch ist es eine Erinnerung aus einer der besten Reisen meines Lebens.
Der Traum von Kuba
Kuba ist der Traum vieler Reisender, ein Versprechen von sprudelnder Lebensfreude, heißen Rumba-Rhythmen und karibischen Stränden.
Auch ich hatte schon lange von Kuba geträumt, aber immer geglaubt, dass ich für diese Reise deutlich mehr Vorlaufzeit benötigen würde. Doch manchmal geht ja alles schneller als geplant und so buchten meine Freundin Imke und ich kurz vor Weihnachten unsere zweiwöchige Reise nach Kuba. Sehr, sehr früh am Neujahrsmorgen 2017 ging es los – ohne nennenswerte Spanischkenntnisse und mit den Adressen unserer ersten Unterkünfte im Gepäck.
Varadero
Von Düsseldorf flogen wir nonstop nach Varadero, Pauschaltouristen-Hochburg Kubas und etwa 120 Kilometer östlich von Havanna gelegen. Unsere Gastgeberin hatte den Transfer vom Flughafen zur Casa Particular organisiert. Diese kleinen, privaten Pensionen sind typisch kubanisch und besonders bei Individualreisenden beliebt. Sie schonen nicht nur deinen Reiseetat, sondern bieten auch noch einen Einblick in das echt kubanische Leben – häufig übernachtest du in einem Zimmer mit eigenem Bad im Haus deiner Gastgeber. Wir blieben zwei Nächte in Varadero, um uns zu akklimatisieren, um Bustickets zu kaufen und eine Casa für die Nacht vor unserer Rückreise zu buchen.
Havanna – eine Stadt voller Gegensätze
Dann ging es mit dem Bus nach La Habana, so heißt die kubanische Hauptstadt Havanna auf Spanisch. Hier hatten wir ein Zimmer direkt in der Altstadt über AirBnB gebucht und standen erstmals vor größeren sprachlichen Schwierigkeiten. Bisher hatten wir uns ganz gut verständigen können – mit ein paar Wörtern Spanisch unsererseits und wenigen Brocken Englisch und einer großen Portion gutem Willen auf der Gegenseite. Zum Glück kann man sich ja überall auf der Welt irgendwie mit Händen und Füßen verständigen! Die junge, hochschwangere Frau bat uns herzlich herein, wir mussten also richtig sein.
Die meiste Zeit erkundeten wir Havanna zu Fuß und ließen uns von der Stadt durch ihre Straßen und Gassen leiten. Wir gönnten uns eine Stadtrundfahrt im Oldtimer, wie sie an vielen Ecken der Stadt angeboten werden. Das ist wie viele Touristenattraktionen nicht ganz günstig (verhandeln lohnt sich!) aber es gibt viel zu sehen und die Tour durch Havanna in Barbies rosa Traum-Oldtimer war für uns ein Riesenspaß!
Havanna, das ist eine Stadt voller Gegensätze. Die Straßen sind laut und heiß, während die kleinen Gassen in der Altstadt geradezu verträumt ruhig sein können. Hier stehen wunderschöne, renovierte Prachtbauten neben verfallenen Kolonialhäusern, die seit ihrer Errichtung wahrscheinlich nicht einmal mehr gestrichen wurden. Bunte, restaurierte, amerikanische Straßenkreuzer fahren neben sowjetischen Ladas, die bloß noch von Rost und Klebeband zusammengehalten werden.
Und so schön und bunt und lebendig die Stadt ist, so froh war ich nach zwei Tagen den Trubel und Lärm hinter mir zu lassen und ein paar entspannten Tagen in Viñales entgegenzuschauen.
Beschaulichkeit im Valle Viñales
Viñales ist eine hübsche kleine Stadt in der Provinz Pinar del Río im Westen Kubas. Sie liegt in einem fruchtbaren Tal, das von grün bewachsenen, imposanten Felsformationen eingerahmt wird. Von hier aus kannst du viele Ausflüge unternehmen. Ins Umland, um zahlreiche Höhlen zu besichtigen oder etwas über den Anbau von Tabak zu erfahren oder zur Küste, um im Golf von Mexiko im warmen Wasser zu baden. Wir wohnten in einem kleinen Häuschen im Garten unserer Gastgeber Leiby (die sogar etwas Englisch sprach) und Papito. Vom Garten blickten wir direkt in das Tal, in dessen leuchtend roter Erde angeblich der beste Tabak Kubas angebaut wird.
Ich ließ mich zu einer berittenen Tour zu einer Tabakfarm überreden, dabei sind mir Pferde solange ich mich erinnern kann nicht geheuer (und das, obwohl ich in der „Stadt des Pferdes“ zur Schule gegangen bin…). Papito fuhr uns in seinem Lada durch das Tal und zeigte uns die schönsten Orte. Dass wir herzlich wenig von seinem fröhlichen Geplapper auf Spanisch verstanden, war irgendwie schon nebensächlich geworden. Für botanisch Interessierte ist auch die kurze Führung durch den Botanischen Garten von Viñales empfehlenswert, in dem es viele der heimischen Pflanzenarten zu sehen gibt. Wenn du dich nicht so sehr für Natur, dafür aber für Cocktails begeistern kannst, empfehle ich dir die Führung zu überspringen und direkt in der Bar im Garten einzukehren: Rum und Honig in einer saftigen Pampelmuse ergeben einen der besten Drinks, die ich je hatte!
Ein beschwerlicher Weg ins Paradies
In einem „Reisebüro“ buchten wir zwei Strandausflüge für die nächsten beiden Tage – endlich faul am Strand liegen und das Meer genießen! Von der Cayo Jutías, einer kleinen Insel nordwestlich von Viñales mit traumhaften Stränden, trennten uns am Morgen des siebten Tages auf Kuba „nur“ noch zwei Hürden. Am touristischen Hotspot des Ortes erwartete uns typisch kubanisches Chaos – Hunderte Touristen und ein Kubaner, der versucht, die Touris auf bereitstehende Wagen zu verteilen. Unsere Mitfahrer haben wir uns selbst organisiert und als das geschafft war, fehlte also bloß noch die Fahrt. Und damit landen wir am Anfang meines Berichts, in einem so alten und heruntergekommenen Chevrolet-Oldtimer, dass man besser die Türen während der Fahrt zuhält. Aber wenn die Fahrt erst einmal überstanden ist, erwartet dich als Belohnung nichts Geringeres als das Paradies. Auf dem kleinen Parkplatz stehen bunte Oldtimer und die wenigen Hütten sind ebenso farbenfroh, ein Holzsteg führt dich auf den Strand. Einsiedlerkrebse huschen durch den weißen Sand vor deinen Füßen davon, Palmen rascheln im seichten Wind, im türkisfarbenen Wasser liegt weißes Treibholz und im Meer schimmern dunkel die Umrisse eines Korallenriffs. Wir genossen einen traumhaften Strandtag im Paradies, der viel zu früh jäh endete, als ein Sturm aufzog. Auf den Wind folgte bald strömender Regen und wie sich herausstellte, verfügte unser Taxi tatsächlich über einen Scheibenwischer. Dass dieser allerdings etwa 30 Zentimeter lang war und die Regentropfen im halben Sichtfeld des Fahrers jetzt in Schmier verwandelten (natürlich nicht, ohne jedes Mal – trotz der Wassermassen – ohrenbetäubend zu kreischen), dürfte an dieser Stelle niemanden mehr überraschen.
„Frente Frio“ oder: Wie ungemütlich kann das Wetter in Kuba eigentlich werden?
Am nächsten Tag machte uns der Sturm erneut einen Strich durch die Faulenzen-am-Strand-Rechnung. Es hatte die ganze Nacht gestürmt und es war sehr kalt. So eine aus Norden kommende Kaltfront (Frente Frio) kann es im Winter auf Kuba gelegentlich geben, besonders im Norden des Landes wird es dann ungemütlich. Wir zogen also an, was unsere Rucksäcke hergaben (was zugegebenermaßen nicht allzu viel war), und um das bereits gezahlte Geld nicht in den buchstäblichen Wind zu schießen, traten wir die Tour zur Cayo Levisa an. Leider war es den ganzen Tag sehr windig und kalt, zu allem Überfluss sind wir auf der Fähre zur Insel dank einer großen Welle auch noch ordentlich nass geworden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Insel sonst traumhaft schön ist. Heute jedoch türmten sich am Strand Treibgut und Sonnenliegen, die meterweit verweht worden waren; sogar die großen Sonnenschirme hatten der Wind zu Fall gebracht. Wir waren froh, als der kalte Tag vorüber war und wir in unserer Casa heiß duschen konnten.
Kuba pur in Trinidad
Wir trennten uns vom schönen Viñales-Tal, um noch die karibische Seite Kubas in Betracht zu nehmen. Dazu hatten wir Trinidad auserkoren, eine Stadt an der zentralen Südküste Kubas, die für ihren kolonialen Charme bekannt ist. Tatsächlich ist die Altstadt wunderschön, kopfsteingepflasterte Straßen, gesäumt von Kolonialbauten in allen denkbaren Farben, die hier und da abplatzen oder schon verblichen sind. Unsere Casa war ein riesiges Haus mit spärlicher Einrichtung, in dem Vivien, eine ältere Dame, die kein Wort Englisch sprach oder verstand, ein Zimmer mit eigenem Bad vermietete. Inzwischen waren wir etwas geübter in der Kommunikation mit Händen und Wortfetzen und brachten fast so etwas wie Gespräche mit ihr zustande!
Ein sehr touristischer, aber trotzdem wunderschöner Ort ist der Plaza Mayor von Trinidad, der noch heute ein ganz besonderes, koloniales Flair versprüht. Auf den Treppen neben der Kirche finden sich abends viele Touristen und Einheimische zusammen, um eine laue Sommernacht zu genießen. Oben befindet sich die Casa de la Musica, in der kubanische Live-Musik gespielt wird und wo alle Tanzwütigen ihre Hüften unter freiem Himmel schwingen. Und es geht manchmal heiß her beim Rumba! Wer nur zuschauen möchte, setzt sich mit einem Mojito oder Piña Colada – stilecht im Plastikbecher serviert – auf die Treppen.
Rund um Trinidad
Wir besuchten den Nationalpark Parque el Cubano, durch den ein Pfad durch das üppigste Grün zu einem kleinen Wasserfall führt. Der Wasserfall fließt in ein großes Becken, das von allen Seiten von beeindruckenden Felsformationen umgeben ist. Von einem Felsen kann man in das Wasser springen, das angenehm kühl ist. Wenn du durch den Wasserfall schwimmst, gelangst du in eine Höhle, in der Fledermäuse hängen und fliegen. Wirklich ein tolles und einmaliges Erlebnis!
Tatsächlich besserte sich irgendwann doch noch das Wetter (wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt), und uns waren noch zwei Strandtage vergönnt. Der Playa Ancon ist von Trinidad aus mit dem Taxi oder mit dem Bus erreichbar. Am Strand stehen riesige Hotelbunker, aber rechts und links dieser Verschandelungen ist der Strand tatsächlich schön und nicht zu überlaufen. Jenseits der großen Hotels wird der Strand schmal und auf einem Spaziergang sah ich einheimische Fischer mit langen Fangleinen, Krebse mit und ohne Muschelhaus und viele, viele Muscheln.
Dosenbier und Abschiedsschmerz
Zurück in Varadero waren wir wie erschlagen: Richtige, saubere Straßen? Mülleimer? Keine einzige fahrende Rostlaube? Es kam uns richtig unwirklich vor und wir vermissten schon das echte Kuba. In einem Kiosk gab es sogar Chips!
Und so genossen wir mit Dosenbier und zerkrümelten Chips unseren letzten Abend in diesem Land, das in all seiner Armut so viel Lebensfreude und Esprit, so viel Einzigartigkeit und Coolness vereint, dass es tatsächlich unvergleichlich ist.
Vielen Dank liebe Wiebke für deinen ausführlichen Reisebericht über Kuba. Unglaublich, was du alles erlebt hast! Das macht wirklich Lust auf mehr & vielleicht möchtest du irgendwann nochmal auf meinem Blog von deinen Abenteuer berichten.
Wow, toller Bericht und superschöne Bilder! Vor allem das vom Strand und von der Tabakfarm. Solch handgerollte Zigarren würde ich so gern vor Ort geniessen. 🙂 Viellicht ergibt sich das mal. Danke für den spannenden Bericht.